Ahoi ihr Stubenhocker!
Was macht das Zu-Hause-Leben? Langweilt ihr euch schon vor lauter Nichtstun? Oder seid ihr noch gut beschäftigt?
Falls euch die Decke auf den Kopf fallen sollte, gibt es einen Grund zur Freude.
Ab jetzt wird einmal pro Woche von mir ein neuer Artikel zum aktuell in aller Munde seienden Thema INSEKTEN veröffentlicht werden. Denn Umwelt und Co geht uns doch alle etwas an.
Den kleinen Wissenstext könnt ihr lesen oder euch vorlesen lassen, die Minibastelei zu jedem Artikel könnt ihr auch ausprobieren. Oder ihr lasst es bleiben und erfreut euch lediglich an der hübsch gestalteten Internetseite.
Viel Spaß!
Streifensummer
Die Honigbiene
Moin.
Ich bin Hilde.
Und mir wurde aufgetragen, euch ein wenig von mir zu erzählen. Also: „Mein Leben als Honigbiene“, Klappe die erste.
Wenn ihr meint, mich schon einmal gesehen zu haben, könnte es gut sein, dass ihr mich mit einem Insekt meiner Art verwechselt. Wir Honigbienen sehen uns nämlich alle sehr ähnlich. Insgesamt sind mir neun Honigbienenarten bekannt, aber in Deutschland herrscht meine Spezies: die westliche Honigbiene. Erkennen könnt ihr mich an meinem gelb-braun gestreiften Hinterleib. Es sieht ein wenig so aus, als trüge ich einen Pelz um meine Brust. Die wird nämlich von feinen Härchen überzogen. Wenn ihr genau hinschaut, könnt ihr den Flausch entdecken. Außerdem besitze ich zwei Fühler am Kopf, Flügel (damit kann ich so schnell fliegen wie ein fahrender E-Scooter), sechs Beine und einen Stachel am Hintern.
Mit diesem kann ich mich verteidigen. Das tue ich aber nur in einem absoluten Notfall. Denn jede Biene weiß, dass es ihren Tod bedeuten kann, wenn sie zusticht. Mein Stechapparat ist nämlich fest mit meinen Gedärmen verbunden. Und so brutal es auch klingen mag: wenn ich meine Waffe einsetze, beispielsweise um meine Freunde oder gar die Königin zu verteidigen, wird sie inklusive meiner Organe aus mir gerissen, weil mein Stachelende wie ein Enterhaken geformt ist. Haken, Stachel und Organ hängen dann im Feind. Es klingt ein wenig wie in einem Horrorfilm, ich weiß. Aber jede von uns weiß, worauf sie sich in solchen Momenten einlässt.
Einen Stachel besitzen nur die weiblichen Tiere, sprich die Königin und ihre Arbeiterinnen. Unsere Männer sind emotional zu schwach, um solch eine Waffe zu tragen und zu benutzen. Die Drohnen, so werden sie von euch genannt, werden lediglich großgezogen, um Nachwuchs zu zeugen. Das tun sie während des Hochzeitsfluges. Dafür verlassen Drohnen und Königin den Bienenstock und bilden eine Fluggemeinschaft. Die sieht aus wie eine große umherschwirrende Traube. Währenddessen begatten die Männchen des Stocks unsere Queen. Manchmal gesellen sich zu unseren Männern weitere Drohnen aus fremden Bienenstöcken zum Paarungsflug. So wird die Königin von hunderten Bewerbern umringt, paart sich jedoch nur mit ungefähr fünfzehn davon. Das reicht allerdings aus, um den Rest ihres Lebens eine Aufgabe zu erfüllen. Sie legt dann nämlich ein bis zwei Eier pro Minute. Die können befruchtet oder unbefruchtet sein. Ich bin aus einem befruchteten Ei geschlüpft. Aus den unbefruchteten Ovalen entwickeln sich unsere Männchen. Deren Leben ist schon kurz nach dem Hochzeitsflug beendet, weil sie für uns keinen Nutzen mehr haben. Meine Kolleginnen und ich verweigern ihnen dann das Einfliegen in unseren Stock oder gewähren ihnen kein Futter mehr. Die Speisevorräte benötigen wir für die Königin, den Nachwuchs und die Arbeiterinnen. Nutznießer kann dann kein Bienenvolk gebrauchen.
So nennt ihr meine Familie und mich: Bienenvolk. Meine Art gehört zu den Tieren, die Gesellschaft brauchen, die sich Aufgaben teilen, um sich gegenseitig Arbeit abzunehmen, die sich helfen und füreinander da sind. Experten sprechen davon, dass meine Familie und ich einen Tierstaat bilden. Das unterscheidet uns von den Wildbienen, die auch in Deutschland umhersummen, aber zu den Einzelgängern zählen. Ein solcher Staat, der aus bis zu fünfzigtausend Tieren bestehen kann, ist super gut organisiert. Jede weiß genau, was sie wann zu tun hat.
Die Königin, das Oberhaupt eines jeden Stocks, legt Eier. Die Drohnen müssen die Regentin dafür begatten. Und ich bin eine Arbeitsbiene. Das bedeutet, dass ich während meines gesamten Lebens verschiedene Tätigkeiten ausführen muss. Zuerst war ich eine Reinigungsfee. Ich bin im Bienenstock auf und abgewandert und habe alles porentiefrein gehalten. Dann wurde ich zur Köchin. Die jungen Maden fütterte ich mit Bienenbrot, die Königinlarven mit Gelée Royale. Anschließend ließ ich mich zur Architektin und Handwerkerin umbilden. Währenddessen reparierte ich eventuelle Schäden an Waben oder plante und baute neue Bienenzellen. Danach war ich eine Wächterin. Ich verteidigte unser Volk, indem ich Feinde, die unserem Stock zu nah kamen, erfolgreich vertrieb. Das war manchmal ganz schön gefährlich. Aber mein Mut und meine Stärke haben jeden Gegner bezwungen! Jetzt zähle ich zu den Sammlerinnen unseres Staates. Das bedeutet, dass ich umherschwirre und nach leckerem Nektar Ausschau halte. Wenn ich im Dienst bin, erkennt ihr mich an den gelben „Höschen“, die ich trage: Blütenpollen, die an meinen Hinterbeinen kleben.
Wenn ich eine bunte Blumenwiese entdeckt habe, auf welcher es viel zu holen zu geben scheint, surre ich nach Hause und berichte meinen Kolleginnen davon. Wir Honigbienen lieben es, uns auszutauschen. Über die Jahre haben wir eine Art Geheimsprache entwickelt: die Tanzsprache. Wenn ich meinen Gefährtinnen etwas mitzuteilen haben, tänzle ich ihnen etwas vor. Am Beispiel der bunten Blumenwiese wäre das dann, je nach Entfernung, der Rund- oder Schwänzeltanz. Diese Sprache versteht niemand außer uns Honigbienen. So kann uns keine andere Art den Nektar der Blüten dieser bunten Blumenwiese streitig machen. Clever, oder?
Und ihr habt auch etwas davon! Während ich die Pollen zusammensuche, bestäube ich die verschiedenen Blüten, auf denen ich lande. Dabei trage ich die Pollen der einen Pflanze zur Blüte der nächsten Pflanze. Mit meiner Hilfe entwickelt sich die Dolde dann zu einer Frucht, zum Beispiel einem Apfel. Davon werden nur durch Insektenbestäubung zwei Millionen Tonnen geerntet. Ärgert euch also das nächste Mal nicht, wenn euch mein Summen nervt. Denkt lieber: „Oh eine Honigbiene. Wie schön. Nur weil sie ihre Arbeit erledigt, konnte ich heute zum Frühstück einen roten, knackigen Apfel essen.“
Meine Spezies und ich brauchen nämlich keine zusätzlichen Feinde. Uns hat in den letzten Jahren ein kleiner Giftzwerg ordentlich zu schaffen gemacht. Durch die Varroa-Milbe sind viele meiner Art umgekommen. Zusätzlich verbreitet sich unter Bauern der Anbau von Monokulturen auf ihren Feldern. Ich verstehe, dass es für die ertragreicher ist und mehr Geld einbringt, uns nehmen sie mit dieser Eintönigkeit aber die Nahrungsvielfalt. Und damit ihre langweiligen immergleichen Pflanzen hervorragend gedeihen, verwenden sie für uns Honigbienen giftigen Dünger. Unschön! Biobauern halten Abstand von Pflanzen- und Insektengiften. Wenn ihr mir und meiner Art also etwas Gutes tun wollt, kauft Bio-Obst und Bio-Gemüse. Oder pflanzt Lavendelstauden und Brombeersträucher in eurem Garten oder auf eurem Balkon an! Deren Nektar mögen wir nämlich am meisten.
Komische Wörter
Tierstaat
Ein Tierstaat beschreibt das Zusammenleben einer Tierart wie in einer megagroßen Familie. Diese Familie lebt unter einem Dach, meist in einem Nest oder einem Bau. Allen Mitgliedern werden bestimmte Aufgaben zugewiesen, damit die Nahrungsversorgung, das Großziehen der Nachkommen und die Verteidigung des Zuhauses gesichert sind. Ein Tierstaat ist demnach fabelhaft organisiert!
Gelée Royale
Das Gelée Royale wird von Bienen hergestellt. Sie füttern damit ihre Königinnen. Nur, wenn sie damit gesättigt werden, entwickeln sie sich zu den Regentinnen des Bienenvolkes.
Höschen
Als Höschen werden nicht nur Klamotten bezeichnet, sondern auch die Pollenklümpchen, welche sich bei Bienen und Hummeln während ihrer Bestäubungsausflüge an den Hinterbeinen ansammeln.
Varroa-Milbe
Diese Milbe stellt eine wahre Gefahr für die Honigbienen in Deutschland, weil sie von den Immen nicht ohne Imkerhilfe bekämpft werden kann. Zu ihren Leibspeisen zählt die Körperflüssigkeit der Nektarsammlerinnen, die Hämolymphe. Diese ist sehr nahrhaft und deshalb bei der Milbe so beliebt. Sie ist in der Lage, sich an die Arbeiterinnen zu klammern, wie Sekundenkleber am Daumennagel, um dann deren Blut auszusaugen. Gruselige Vorstellung, oder? Der Imker kann aber dagegen vorgehen, er muss dagegen vorgehen, wenn er sein Bienenvolk behalten möchte. Dafür benötigt er ein wenig Zeit und Ameisensäure. Die ist für die Immen unschädlich, die Milben vertragen sie aber überhaupt nicht. Die Säure zwingt die Varroa-Milben dazu, sich von ihren Wirten zu lösen. So können sie anschließend einfach vom Imker eingesammelt und vernichtet werden. Gut so!
Jetzt wird gebastelt!
Bienengehängsel
Das benötigt ihr:
Kiefernzapfen
Schere und Stift
Buntpapier
Wollknäuel oder dicke Bindfäden
Klebstoff
Bienenschildchen
Das benötigt ihr:
Buntpapier
Schere und Stift
Schaschlikspieße
Klebstoff oder Klebeband
Wackelaugen
Da auch ich nicht alles weiß, habe ich mir Hilfe gesucht. Die folgenden Links sind meine Quellen:
Stand 2021
https://www.bee-careful.com/de/initiative/die-varroamilbe/
Stand 2021
https://www.bee-careful.com/de/initiative/der-hochzeitsflug-der-bienenkoenigin/
Stand 2021
https://www.bee-careful.com/de/initiative/wie-lange-leben-bienen/
Stand 2021
https://www.bee-careful.com/de/bienenleben/honigbiene/
Stand 2021