Ahoi ihr Stubenhocker!
Was macht das Zu-Hause-Leben? Langweilt ihr euch schon vor lauter Nichtstun? Oder seid ihr noch gut beschäftigt?
Falls euch die Decke auf den Kopf fallen sollte, gibt es einen Grund zur Freude.
Ab jetzt wird einmal pro Woche von mir ein neuer Artikel zum aktuell in aller Munde seienden Thema INSEKTEN veröffentlicht werden. Denn Umwelt und Co geht uns doch alle etwas an.
Den kleinen Wissenstext könnt ihr lesen oder euch vorlesen lassen, die Minibastelei zu jedem Artikel könnt ihr auch ausprobieren. Oder ihr lasst es bleiben und erfreut euch lediglich an der hübsch gestalteten Internetseite.
Viel Spaß!
Grüne Krabbler
Das Wandelnde Blatt
Lasst uns ein kniffliges Spiel spielen! Es heißt „Finde mich!“ Das ist nämlich gar nicht so einfach. Na? Habt ihr mich entdeckt?
Heute erfahrt ihr ein wenig mehr über den Meister der Tarnkünste. Gestatten, ich heiße Willi und stromere als „Wandelndes Blatt“ durch die Natur. Die Herkunft meines Namens könnt ihr euch sicher denken. Wenn ich mich an einen Pflanzenstängel hänge, sieht es so aus, als gehöre mein Körper zu eben diesem Gewächs. Ich bin nämlich ganz und gar grün, manchmal auch braun. Einige Kameraden von mir wirken wie mit Farbe betüpfelt, manche meiner Kumpels sehen an ihrem Hintern aus wie zerfranst. Das hängt davon ab, wo sie aufgewachsen sind und welcher Unterart sie angehören. Jede Wandelnde-Blatt-Familie hat eine bevorzugte Pflanzenart, auf welcher sie sich am liebsten aufhält (wir sind alle begnadete Baumkrabbler) und je nachdem wie die Blätter dieser Pflanzenart aussehen, schaut auch das Tierchen aus.
Wandelndes Blatt ist nämlich nicht gleich Wandelndes Blatt. Zu meiner Insektenfamilie zählen bisher entdeckte fünfzig verschiedene Unterarten. Bei all diesen Arten sind aber zwei Sachen gleich: wir können bis zu zwölf Zentimeter lang werden und der Unterschied zwischen Männchen und Weibchen. Die Weibchen wiegen, auch wenn sie es oft nicht wahrhaben wollen, wesentlich mehr und sind häufig größer als ihre männlichen Begleiter. Ich besitze Flügel und kann fliegen. Meine Freundin Wanja ist flugunfähig. Deshalb gestaltet sich ein Ortswechsel für uns als etwas schwierig. Wir können leider nicht zusammen mal eben umziehen oder in den Urlaub auf das Nachbareiland fliegen. Obwohl ich mir das sehnlichst wünsche.
Meine Art ist nämlich über ganz Südostasien verbreitet. Dort wimmelt es nur so von kleinen niedlichen Inseln. Am ehesten könnt ihr uns auf den Seychellen, den Philippinen, den Fidschi-Inseln, in Indien und Neuguinea, in China und Indonesien finden. In Europa sind wir nicht beheimatet. Da ist es mir und meiner Familie zu kalt! Deshalb gibt es uns in Deutschland nur in Terrarien. Auch in so einem Glaskasten mögen wir es am liebsten schön kuschelig warm.
Füttern könntet ihr uns dann mit saftigem Blattgrün von Brombeersträuchern. Die Blätter der Wildrose schmecken uns auch ganz gut genauso wie die der Himbeerpflanze. In unserem natürlichen Lebensraum existieren diese Buscharten nicht. Hier, in unmittelbarer Nähe zum Indik und Pazifik, fressen wir Laub von Kakao- und Mirabilispflanzen. Am liebsten esse ich aber das Blattwerk von Mangobäumen. Das ist mein absolutes Lieblingsgericht.
Was ich nicht leiden kann, ist, wenn ich dabei gestört werde. Ich möchte mein Frühstück gerne genießen. Dummerweise kommt genau dann ein Reptil vorbei oder ein Vogel landet auf einem der Äste meines Baumes. Dann muss ich mein Morgenmahl unterbrechen und in den Mimese-Modus wechseln. So wiege ich mich hin und her, als schaukelte ich im Wind. Darauf fällt jeder meiner Feinde rein. Ich werde zusätzlich gern von Amphibien, also Fröschen und Lurchen, und einigen Säugetieren gefressen. Ja, ich führe ein gefährliches Dasein. Wenn es ganz hart kommt, stelle ich mich tot. Ich lasse mich von meinem Wohnbaum auf die Erde fallen, bleibe reglos liegen und warte bis die Luft rein ist. Dann brauche ich zwar eine Weile, bis ich wieder in meine Etage hinaufgekraxelt bin, aber immerhin zähle ich dann noch zu den Lebenden.
Das Frühstück nehme ich aber nicht wie ihr am Anfang des Tages, sondern zu Beginn der Nacht ein. Ich bin, so wie Wanja, meine Familie, eigentlich alle meiner Spezies, nachtaktiv. Den Tag verbringe ich häufig mit dem Kleben an einem Blatt.
Dort häuten wir uns auch. Manchmal kommt es vor, dass an der alten Haut ein Beinchen hängen bleibt. Bei meinem Kumpel Wotan ist das passiert. Der musste dann mit fünf statt Sechs Gliedmaßen durch die Gegend krabbeln. Das war aber nicht so schlimm. Wir Wandlende Blätter können nämlich unsere Beine „regenerieren“, das heißt „nachwachsen lassen“. Fetzig, oder?
Ich hoffe aber, dass ich von dieser Fähigkeit keinen Gebrauch machen muss. Lieber bleibe ich gesund und munter. Weiterhin ohne Verstümmelung mit Wanja, meinen Kumpels und meiner Familie friedlich auf unserem Baum zu leben, verbunden mit ein wenig Spiel und Spaß, das ist es doch worauf es ankommt.
Komische Wörter
Mimese
Wenn Naturforscher und Biologen von „Mimese“ sprechen, beziehen sie sich auf das Tarnverhalten einiger Tierarten. Diese können sich durch ihr Aussehen so an ihre Umwelt anpassen, dass sie entweder nur sehr schwierig oder gar nicht entdeckt werden können. Das schaffen sie durch ihre Körperfarbe oder -form.
Thanatose
Wenn ihr am Wegesrand ein Insekt entdeckt, das bewegungslos auf dem Rücken liegt und seine Beinchen in die Luft streckt, heißt es nicht unbedingt, dass ihr ein lebloses Tier gefunden habt. Eventuell befindet es sich nur im Thanatose-Modus. Das bedeutet, dass sich das Insekt totstellt, beispielsweise, weil Gefahr durch einen Fressfeind droht.
Jetzt wird gebastelt!
Ein paar Laubblätter aus Papier
Das benötigt ihr:
Buntpapier
Bastelschere
Klebestift
Ein wenig Zeit und Geduld
Eine andere, einfachere Variante:
Aller guten Dinge sind drei:
Da auch ich nicht alles weiß, habe ich mir Hilfe gesucht. Die folgenden Links sind meine Quellen:
https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/thanatose/12897
Stand 18. Februar 2020
https://www.haustierratgeber.de/terra/arten-terra/wandelndes-blatt/#haltung-und-ernaehrung
Stand 2021
https://www.tierchenwelt.de/hautfluegler/2391-wandelndes-blatt.html